Erscheinung der Dissertation als Buch

Mein Buch „Von der Berufung zum Beruf: Industriedesigner in Westdeutschland 1959–1990 – Gestaltungsaufgaben zwischen Kreativität, Wirtschaft und Politik“ ist am 3. September 2018 im Transcript-Verlag erschienen. Das Buch ist mit der ISBN-Nummer 978-3-8376-4361-9 veröffentlicht und im Buchhandel erwerbbar.

Ich zeigte dabei in einer sozialhistorischen Untersuchung der bundesdeutschen Industriedesigner, wie sich die Gestalter gegenüber Fragen im Zuge der Ölpreiskrisen, Postmoderne und Globalisierung neu positionierten: Sie übernahmen zunehmend die Rolle eines Krisenmanagers – denn trotz des »Eisernen Vorhangs« blieben die Beziehungen auf der industriellen Ebene zwischen Ost und West erhalten. Mit der BASF AG, Siemens AG, Rosenthal AG und MAN AG werden vier Firmen beispielhaft betrachtet.

Eine Leseprobe der Arbeit hat der Transcript Verlag online zur Verfügung gestellt.

Ich wünsche eine angenehme Lektüre! Über Anregungen, Bemerkungen, Hinweise und Kritik freue ich mich natürlich ebenso.

Geisteswissenschaftliche Forschungsdaten – Was ist das und was mache ich konkret damit?

Was sind eigentlich geisteswissenschaftliche Forschungsdaten? Forschungsdaten sind sehr allgemein alle Ergebnisse, die zwischen dem Studium der Primärdaten (zeitgenössische Literatur, Archivquellen, Gegenstände, Ausgrabungen) und der Veröffentlichung der gewonnenen Erkenntnisse (etwa als Buch oder in einem Aufsatz) liegen. Die virtuelle Fachbibliothek Osteuropa der Bayerischen Staatsbibliothek zeigt diesen Zwischenbereich von Forschung – zwischen Wissensgenerierung und -veröffentlichung – recht anschaulich in einer Pyramidengraphik. Solche Aspekte des Forschungsdatenmanagement – kurz FDM – werden meiner Meinung nach in Zukunft für die wissenschaftliche Forschung zunehmend wichtiger werden. Die Leitlinien der DFG zum Umgang mit Forschungsdaten und auch Empfehlungen des BMBF zum Umgang mit Forschungsdaten zeigen schon deutlich in diese Richtung. Für die aktuelle Diskussion zu einer nationalen Forschungsdateninfrastruktur siehe besonders den Twitter-Hashtag #finfra18.

Was sind die Forschungsdaten konkret, mit denen man als Wissenschaftler/-innen arbeitet? So unterschiedlich die Projekte im Bereich der Geisteswissenschaften sind, Arbeitsbibliographien entstehen zum Beispiel bei nahezu allen Themen. Für meine Dissertation habe ich letztlich ca. 3.800 Primärliteratureinträge – also für Veröffentlichungen vor 1991 – zusammengetragen. Hiervon habe ich nur knapp die Hälfte in der Fakultäts- bzw. Verlagsfassung verwendet und in dem Literaturverzeichnis aufgelistet.

Was passiert aber mit der anderen Hälfte? In der Dissertationsveröffentlichung erscheinen sie jedoch nicht. Eigentlich wäre daher die Mühe, viele entlegene Zeitungsartikel und Magazinbeiträge bibliographisch aufzunehmen, vergeblich gewesen. Die von mir zusammengetragenen Daten wären eventuell langfristig verloren gegangen, wenn ich sie nicht mehr aufgreifen sollte. Für die anderen Kolleg/-innen wären sie dann nicht frei zugänglich. Eine veröffentlichte Arbeitsbibliographie kann dies ermöglich.

Hinzu kommt ein zweiter Aspekt, nämlich die Transparenz. Denn es kann für die Forscher/-innen aus benachbarten Bereichen genauso interessant sein, welche Primärquellen ich in meiner Arbeit nicht verwende. Für sie ist nämlich durch die Bibliographie in meinem Buch nicht nachvollziehbar, auf welche designhistorische Literatur ich mich nicht gezogen habe.

Und drittens orientiere ich durch die freie Zugänglichkeit meiner Arbeitsbibliographie auch an der GO Fair Initiative (siehe hier und hier) der Europäischen Kommission. Durch die Interoperabilität – die Verarbeitbarkeit von Daten – und die Wiederverwendbarkeit von Daten ermögliche ich es zukünftigen Forscher/-innen, die sich etwa mit der Geschichte des bundesdeutschen Industriedesigns beschäftigen, dass sie meine Arbeitsbibliographie zu der Primärliteratur als einen Ausgangspunkt ihrer Projekte hinzuziehen können. So ist es möglich, dass sie etwa auf historische Zeitungs- und Magazinartikel zurückgreifen, die bis dahin nicht rezipiert worden waren.

Symbolbild: Technische Daten eines LINT der NordWestBahn, photographiert von F1 absolutely am 09.05.2010, freie Nutzung uneingeschränkt erlaubt

Mein Dissertationsprojekt habe ich lang mit diesem Blog begleitet. Er bildet daher auch den Kontext meiner Forschungstätigkeit ab, da ich hier auch über Konferenz- und Archivbesuche geschrieben oder erste Zwischenergebnisse formuliert habe, die ich später in der Dissertationsveröffentlichung wieder aufgenommen habe. Es ist daher konsequent, wenn ich die vergangenen Textbeiträge ebenfalls archiviere und zugänglich mache.

Sowohl im Blog als auch bei der Arbeitsbibliographie gibt es keine rechtlichen Probleme mit der Veröffentlichung, da ich der Urheber bin und etwa über das Forschungsprojekt kein Repository vorgegeben war. Die Seite www.forschungsdaten.info beschreibt jedoch sehr gut die verschiedenen, rechtlichen Aspekte die bei Forschungsdaten beachtet werden müssen. Dies wird etwa bei Archivphotographien oder Zeitzeug/-innen-Interview relevant.

Offen bleibt dabei jedoch, welche Daten nun wirklich veröffentlich werden. Wie es beispielsweise auf dem DHMuc-Blog thematisiert wird, habe auch ich mich gegen die Weitergabe von Notizen, persönlichen Schlagwörtern usw. entschieden. Ich „beschränke“ mich daher auf die bibliographischen Daten.

Aber wie mache ich nun meine Forschungsdaten zugänglich und archiviere sie? Ich habe mich mit Open Data LMU der LMU-Universitätsbibliothek für ein institutionelles Repository entschieden. Da ich die Arbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München verfasst habe, lag es nahe auch die Forschungsdaten dort zugänglich zu machen. Zugleich kann ich mit der Universitätsbibliothek sicher sein, dass die Daten dort langfristig bereitgestellt werden. Eine andere Möglichkeit wäre etwa das DARIAH-DE-Repository gewesen. Weitere Möglichkeit hätte man etwa über DataCite recherchieren können.

Aber welche Datenformate eigenen sich für die Langzeitarchivierung von Forschungsdaten? Die ViFa Osteuropa gibt eine gute Handreichung zu den empfohlen Dateiformate, in welchen die Forschungsdaten gespeichert werden sollten. Für den Blog habe ich ein WordPress-Tool verwendet, dass alle Blogposts im xml-Format ausgibt. Die Arbeitsbibliographie habe ich in verschiedenen Versionen erstellt, um eine möglichst große Bandbreite anzubieten und die Nachnutzung zu vereinfachen. Ich habe mich für die drei Dateiformate -html, -txt und pdf (PDF/A-3) entschieden. Als Ausgabestil habe ich wiederum einen BibTeX-Export, einen RefMan-RIS-Export und menschenlesbare Bibliographievariante gewählt.

Meine Arbeitsbibliographie und mein Forschungsblog sind nun veröffentlicht und archiviert. Sie sind auf dem Open Data LMU-Server unter der DOI https://doi.org/10.5282/ubm/data.122 und https://doi.org/10.5282/ubm/data.123 zu finden. Über Feedback, Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge würde ich mich freuen.

Designgeschichte aus Afrika mit der Münchner Ausstellung „Flow of Forms/Forms of Flow“

Gegenwärtig zeigt eine Ausstellung in München aktuelle Designpraxen in Afrika. Designhistoriographische Rückblicke haben die Kuratorinnen ebenfalls eingebaut, auch wenn sie nicht den Schwerpunkt dieser Ausstellung bilden. Der Untertitel „Designgeschichten zwischen Afrika und Europa“ bezieht sich somit vielmehr auf der Kontextualisierung verschiedener Designobjekte der Gegenwart. Unter der Konzeption der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Kerstin Pinther und der Designerin Alexandra Weigand haben Studierende am Institut für Kunstgeschichte der LMU München diese Ausstellung verwirklicht. Ausgehend von einem zweisemestrigen Seminarprojekt beschäftigten sie sich mit der aktuellen Gestaltung auf dem afrikanischen Kontinent. Eine solche Lehrveranstaltung hat sicherlich viele Vorzüge für Studierende, da dadurch praktische Erfahrungen gesammelt und zugleich konkrete Umsetzungsfragen bearbeitet werden können.

Insgesamt vier Institutionen zeigen die Ausstellungsstationen von „Flow of Forms“: der Kunstraum, das Museum der fünf Kontinente, die Galerie Karin Wimmer und das Architekturmuseum der TU München. Man würde in diesem Zusammenhang auch die Neue Sammlung erwarten, die leider nicht dabei ist. Prominente Geldgeber wie die Kulturstiftung des Bundes, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und viele weitere haben die Finanzierung des Ausstellungsprojekts übernommen.

Die Ausstellung wird digital durch einen WordPress-Blog begleitet, auf dem die Studierenden im Laufe der Zeit verschiedene Texte zu den präsentierten Designobjekten veröffentlichen. Ebenfalls sehr gelungen sind die umfangreichen Broschüren als Ausstellungsbegleitung. Sowohl die graphische Gestaltung als auch vielfach die Texte selbst wissen zu überzeugen. Obwohl die englische Überschrift eine Mehrsprachigkeit suggeriert, ist die Ausstellung und das begleitende Textmaterial auf Deutsch.

 

„Formen der Kooperation/Partizipation“ im Kunstraum München

photo-05-02-17-14-23-56Die Station im Kunstraum widmet sich sozialen und politischen Dimensionen des Designs. Mit Victor Papanek beginnen die Kuratorinnen dabei ihre Darstellung von Do-it-yourself-Konzepte. Diese gängige DIY-Designgeschichtsschreibung erweitern sie durch einen Sprung in die Gegenwart. Mit Gestaltungsobjekten, die in Kooperation zwischen afrikanischen und europäischen Designern entstanden sind, verdeutlichen sie die Existenz verschiedener Formen der Design-Kooperationen in Afrika. Diese Projekte wirken vielfach wie Best-Practice-Beispiele für eine gelungene Verflechtungen zwischen Gestaltern und Architekten.

„Formen der Moderne“ im Museum der fünf Kontinente

photo-05-02-17-15-02-36Die Station im Museum der fünf Kontinente ist dominiert von der Reflektion über die eigene Institutionsgeschichte. Diese sehr gelungen Sektion thematisiert zuerst die Bedeutung von Formen aus Afrika (aber auch Ozeanien) für europäische Gestalter seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Anhand von eigenen Ausstellungen wird dann rekapituliert, welche Relevanz ethnographische bzw. „völkerkundliche“ Museen seit der Weimarer Republik bei der Vermittlung von Formen auf Afrika einnehmen. Mit Bespielen von aktuellen Arbeiten aus dem Graphik- und Textil-Design veranschaulichen dabei die Kuratorinnen, wie sich eine koloniale Vergangenheit in gegenwärtigen Gestaltungsprojekten wiederfindet.

„Stoff-Wechsel“ in der Galerie Karin Wimmer

img_4758

Photographie von Nino Nanobashvili

Bei der Ausstellungssektion in der Galerie Karin Wimmer befindet sich alles im Fluss oder – laut dem Begleittext – im „flow“. Hierbei stehen die Materialität und deren Neuanordnung von einzelnen Gestaltungsobjekten im Vordergrund. Unklar bleibt dabei, was unter „Stoff“ verstanden wird. Bezieht sich dies auf Textile oder doch jegliche Materialien? Analogien mit Stoffwechseln im biologischen Sinne bestehen zumindest nicht. Das Leitthema „Stoffwechsel“ lässt sich daher nur mit Mühen in den präsentierten Objekten wiederfinden. Inwiefern Stoffwechsel laut Textband ein Ausdruck für „Modernisierung, Demokratisierung, Nobilitierung und Reevaluierung [sind und auf] Materialinnovation und neue Fertigungstechniken sowie auf Entwurfspraktiken in einem globalen, transkontinentalen Kontext“ verweisen, war für mich persönlich wenig schlüssig und trug teilweise zur Verwirrung bei.

„Spekulative Formen“ und „Transform(N)ation“ im Architekturmuseum der TU München

img_4759

Photographie von Nino Nanobashvili

Das Architekturmuseum ist die einzige Institution, die gleich zwei Ausstellungsstationen – in einem verhältnismäßig kleinen Raum – zeigt. Mit „Transform(N)ation“ wird zuerst die Bedeutung von Design in den Jahren der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen thematisiert. Das Wortspiel „Transform(N)ation“ wirkt dabei zwar bemüht, aber die gezeigten Bespiele wie etwa eine Hotelarchitektur oder Zeitschriften veranschaulichen bildhaft die Bedeutung von Objektgestaltung bei einer Nationenbildung. In der Sektion „Spekulative Formen“ wird hingegen gezeigt, dass die Formgebung gängige Lösungen hinterfragen kann und zugleich die Macht besitzt, neue Wege aufzuzeigen. Das Solar Sinter Project von Markus Kayser transformiert etwa den vergleichsweise lebensfeindlichen Raum einer Wüste in eine resourcenreiche Umgebung mit einem beeindruckenden Ergebnis.

 

Die Ausstellung „ Flow of Forms/Forms of Flow – Designgeschichten zwischen Afrika und Europa“ in München ist eine beachtenswerte und erfolgreiche Ausstellung zur Gestaltung in Afrika. Sowohl das Format, die verschiedenen Stationen als auch die Texte sind den Kuratorinnen als auch den Studierenden sehr gelungen. Es ist daher bedauernswert, dass die Ausstellung nur insgesamt fünf Woche bis Mitte März 2017 zu sehen ist.

Für mich persönlich interessant war dabei, wie sehr aus einer kunsthistorischer Perspektive ,Design‘ präsentiert wird. Dieser etablierte Zugang hat viele Stärken und ermöglicht etwa einen sinnvollen Vergleich mit Objekte aus anderen kulturellen Kontexten. Unter Gestaltung wird dabei jedoch meist „Kunstgewerbe“ und Architektur verstanden. Die Produktgestaltung mit hohen Stückzahlen als auch Investitionsgüterdesign existiert vermeintlich nicht. ,Design‘ wird dadurch vielmehr mit dem Label „l’art pour l’art“ belegt und aus einem kommerziellen bzw. industriellen Kontext entnommen.

Wenn man Kritikpunkte in der Ausstellung suchen würde, dann wirkt der Kontinent bei der ganzen Vielfalt von afrikanischen Designgeschichten seltsam einheitlich. Afrika erscheint als relativ monolithischer Block ohne nennenswerte lokale oder nationale Spezifika. Eine Differenzierung der verschiedenen Regionen war zumindest für mich wenig ersichtlich. Möglicherweise ist diese Fragestellung aber auch für weitere Ausstellungsprojekte und hätte bei „Flow of Forms/Forms of Flow“ den inhaltlichen Rahmen gesprengt.

Daher kann ich insgesamt ein Besuch der fünf Ausstellungsstation nur weiterempfehlen!

Die erste Münchner Summerschool „Digital Humanities“

Letzte Woche konnte ich an der Summerschool „Digital Humanities“ in München teilnehmen. Die Veranstaltung wurde von dem Arbeitskreis Digital Humanities Munich, dem Zentrum für Digitale Geisteswissenschaften der BSB München und dem Kompetenzverbund Historische Forschung München durchgeführt. Federführend waren hierbei besonders das Referat Digitalisierung der Bayerische Akademie der Wissenschaften – speziell Dr. Eckhart Arnold – und IT-Gruppe Geisteswissenschaften an der LMU. Die Summerschool fand vom 27. bis 31. Juli in den Räumen der LMU-Universitätsbibliothek statt.

Analyse dieses Beitrag durch Voyant Tools

Analyse dieses Beitrag durch Voyant Tools

Laut Ausschreibungstext war es das Ziel der „Münchner Summerschool ‚Digital Humanities‘ [einen Einblick zu geben] in die Computerwerkzeuge und -methoden, die in unterschiedlichen Forschungsstadien zum Einsatz kommen können“.[1] Soviel sei schon vorweg verraten, dieser Anspruch konnte voll erfüllt werden. Während dieser intensiven Woche gelang es allen Referent_innen die verschiedenen Aspekte, Arbeitsmöglichkeiten und Anwendungsbereiche spannend sowie anschaulich zu präsentieren. Der Stundenplan war dicht gefüllt und versprach Ausflüge in viele interessante Themengebiete. Sinnvoll war dabei die Programmverteilung, nämlich morgens Theorie und nachmittags Praxis. Der Twitter-Hashtag zur der Tagung (den ich benutzte) war #dhmuc.

Den ersten Tag eröffnete Dr. Eckart Arnold (BAdW) und fragte zugleich, was „Digital Humanities“ sind – und was wiederum nicht. Er verstand dabei die digitalen Geisteswissenschaften als den Einsatz von Computern und Internettechniken für die Forschung zwecks 1. Recherche und Sammlung, 2. Auswertung und 3. Veröffentlichung. Mit seinen einleitenden Worten gelang es Arnold eine gemeinsame Basis für die Summerschool im Bezug auf Digital Humanities zu legen. Dr. Lilian Landes (BSB München) wiederum reflektierte anhand ihres eigenen Werdegangs über das Berufsfeld der Digital Humanities. Ihre Hinweise und Gedanken zum diesem neuen Arbeitsgebiet gewann besonders deshalb an Plausibilität, da es ihr gelang Entwicklungen, Ansprüche und Anforderungen aus eigener Erfahrung zu schildern. Anstatt auf einer abstrakten Metaebene über schlechte Jobaussichten in den Geisteswissenschaften zu philosophieren, waren ihre Ausführungen zum Berufsfeld der Digital Humanities ermunternd und zugleich auch auffordernd im Bereich der Qualifizierung von IT-Kenntnisse. Persönlich hat mich dies dazu animiert, in Zukunft Kompetenzen im Bereich der Informationstechnologien zu entwickeln, um an der Schnittstelle Geisteswissenschaften und Informatik kompetenter agieren zu können.

Der zweite Tage begann mit zwei Einführungen in html&CSS von Dr. Eckart Arnold sowie in Relationale Datenbanken von Dr. Stephan Lücke (LMU – IT-Gruppe Geisteswissenschaften). Beiden Referenten gelang es ihr Wissen einer vermeintlich „trockenen“ Materie mit viel Hingabe vermitteln. Die Hemmschwelle, sich mit html&CSS oder Datenbanken zu beschäftigten, wurde dadurch merklich gesenkt. Arnold und Lücke brachten es zugleich fertig auf das Vorwissen aller Teilnehmer_innen – das sehr rudimentär war – geschickt einzugehen. Erfolgserlebnisse waren garantiert. Danach erschien keines der beiden Themen mehr als „Geheimwissen“. Vielmehr machten erste Einblick in die Materie Lust auf mehr.

Der dritten Tag begann mit dem Versuch XML als „die lingua francia der Digital Humanities“ vorzustellen. Nach der zweiten Sitzung von Lücke zu „Relationalen Datenbanken“ präsentierten Prof. Dr. Christian Wolff und Dr. Manuel Burghardt „Textwerkzeuge und ihr Einsatz in den digitalen Geisteswissenschaften“. Sowohl ihre Folien als auch die Arbeitsbeispiele sind in einem eigenen WordPress-Blog sehr anschaulich dokumentiert. In dem praktischen Teil der Präsentation stellte Burghardt den Teilnehmer_innen der Summerschool das Voyant Tools vor. Dabei wurde der Text von Kafka auf häufig verwendete Wörter und Wortarten analyisiert. Diese sehr gelungene Sitzung zeigte eindrucksvoll, welche Web-Werkzeuge schon jetzt zur Verfügung stehen und eigentlich nur darauf warten von Geisteswissenschaftler_innen benutzt zu werden. Den Tag beendeten zwei spannende Projektpräsentationen von Manuel Raaf zum ostfränkischen Wörterbuch sowie von Stefan Müller zur Ptolemäischen Edition an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Am vierten Tag stellte Georg Hohmann vom Deutschen Museum in München das Semantic Web vor. Kerngedanke desSemantic Webs ist es Daten, welche für Maschinen vordergründig unstrukturiert sind, mit zusätzlichen Informationen zu ergänzen, um daraus ein gigantischen globalen Graphen entwickeln zu können. Mit dem RDF-Standard lässt sich beispielsweise das Ziel eines Hyperlinks, z.B. eine Webseite, spezifizieren. Damit soll dieser maschinenlesbar explizieren, dass sich hinter dieser Adresse http://www.w3.org/standards/semanticweb/ die offizielle Webseite desSemantic Webs verbirgt. Im Anschluss gab ManuelRaaf einen Einblick in die Informatik von „relativen Ausdrücken„. Ziel ist es bei diesem Zugang Zeichenketten mit Hilfe syntaktischer Regeln bedienen zu können. Beispielsweise wird es dadurch möglich in einem Word-Textdokument alle Überschriften-Elemente beispielsweise mit < Weiterlesen

Visions of Sustainability in Design History

Gary Anderson and his original design of the recycling logo, by Gary Anderson, CC BY-SA 3.0

The term „sustainability“ has become increasingly importance in many social debates. Current design history research looks at the aspect of „sustainability“ as well. In mid-June this year, a workshop entitled „Environmental Histories of Design“  was organized by the Norwegian Professor Kjetil Fallan (University of Oslo) along with Finn Arne Jørgensen (Umeå University) at the Rachel Carson Centre at the Ludwig Maximilian University in Munich. A Norwegian research group has been working on aspects of sustainability in design history since 2014. The team, led by Kjetil Fallan, runs its own research blog: www.backtothesustainablefuture.net.

The aim of the workshop in Munich was to discuss previously disregarded historical ties of design and sustainability. The contributions can be grouped into two different approaches. Arguments were either object or discourse-oriented, while both approaches have their advantages. More relevant is what questions are being asked. I methodically pursued a discourse analysis approach, thus it was very exciting for me to see how international colleges work with discourse analyses on design topics. I will briefly introduce three examples and bring in some thought of mine.

The debates in West Germany about design and obsolescence were explored by the Wuppertal Professor Heike Weber. The aspect of a planned life cycle of objects is currently discussed controversially. From a design historical perspective, we know relatively little about this topic. Weber argued, rightly so, that the life cycles of consumer items in the 20th century must not have necessarily reduced. This simplistic story must be questioned critically. The importance of the designer can certainly provide information about the historical development in the field of obsolescence.

The Norwegian Ida Kamilla Lie (University of Oslo) presented first results of her PhD project (based on her master’s thesis), in which she dealt with Victor Papanek’s importance for Scandinavian design discourses. Papanek was active, from 1966 to 1970, in the Scandinavian Design Students Organization (SDO). Particularly important was the question of the social responsibility of designers to society. Lie pointed out,that Papanek played a key role for the former generation of buddying designers. At the same time, this example is a profound analysis of how design discourses were already globalised in the 1960s and 1970s and then rapidly and widely adopted.

Diagram_Tags_Umwelt

But what did the relationship of environmentalism and design mean in relation to the Federal Republic of Germany? I will try to discuss this shortly on the basis of published articles about environment and industrial design. The following graph shows the time distribution of published debate contributions, such as books, newspaper or magazine articles, which deal with „Umwelt“. This visualization of my literature database illustrates that the concept of environment was addressed from the 1960s to the 1990s onwards. Striking is the rapid increase from 1970 to 1972. A likely explanation could be the publication of Victor Papanek „Design for the Real World – Human Ecology and Social Change“ from 1971, as well as the publications of the Institut für Umweltplanung at Ulm (the successor of the Hochschule für Gestaltung Ulm). Papaneks book introduced the term “international environment” to the design discourse and experienced a varied reception.

Another interesting feature of this statistical distribution are the major differences between the years 1973-1974 and 1975-1976. The strong increase from 1973 to 1974 could be interpreted by the effects of the first oil crisis. This was a relevant development, which also affected the work of industrial designers. However, this shows that the environment was discussed by Papanek’s initiative in the Federal Republic until 1972. In the year 1973 significantly fewer players were published on aspects of the environment. This discussion is related again to the context of the oil price crisis of 1974.

The difference from 1975 to 1976 seems plausible if one considers that at the international ICSID Congress in Moscow 1975, the newly established Working Group „Environment and Design“ presented its results. The results of the ICSID working group were followed by a lot of West German Design, but not discussed further during the year 1976. Gabriele Oropallo (University of Oslo) deals with this aspect in his doctoral thesis. He presented parts of his research results at the above-mentioned workshop at the Rachel Carson Centre. Oropallos research will problematise and analyse the ICSID group, headed by GDR designer Martin Kelm. Remarkably, the contemporary understanding of the term environmental “Umwelt” is not congruent with the current meaning. Nevertheless this shift in meaning is also a big challenge for all researchers‘ in the history of design.